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CTH 457.7.2

Citatio: F. Fuscagni (ed.), hethiter.net/: CTH 457.7.2 (INTR 2012-12-19)

Die Reise der Seele in die Unterwelt (CTH 457.7.2)

Textzeugen

A

A1

KBo 22.178

Bo 69/946

Tempel I, im Fallschutt vor Ostmagazinen 7-9 über Kanal.

A2

(+) KUB 48.109

Bo 3329

--

Literatur

Hoffner 1988, 191-199; Watkins 1995, 287-291; Polvani 2005, 619-622; Archi 2007, 174; Groddek 2008, 163-165.

Editionsgeschichte

Bo 69/946 wurde von H. Otten im Jahr 1974 als KBo 22.178 publiziert, Bo 3329 im Jahr 1977 von H. Klengel und nach einer Notiz von H. Ehelolf CTH 375 zugeordnet. H. A. Hoffner 1988 erkannte die zwei Bruchstücke als indirekte Joins und nahm zunächst die Zugehörigkeit zu KUB 43.60 (CTH 457.7.1) an.

Inhaltsübersicht

Nach Hoffner 1988 wurde KBo 22.178 (+) KUB 48.109 als Teil der Komposition KUB 43.60 betrachtet.

Der erste Teil des Textes beschreibt (Vs. II 1'-10') eine Notsituation, in der die Mitglieder einer Familie sich nicht mehr erkennen. Hoffner bemerkte zurecht, dass das Motiv an einige Mythen vom verschwundenen Gott erinnert.

Im zweiten Teil (vgl. Rs. III 1ff.) kann man engere Parallelen mit der mesopotamische Literatur sehen, besonders in der Beschreibung der Lage der Toten, nach der sie Lehm essen und schlammiges Wasser trinken.

Das Wort tenawa-, das in Vs. II 2' vorkommt und wie in KUB 43.60 eine deutlich negative Bedeutung hat (beide Texte schreiben ḪUL-lu-uš tenawaš), könnte nach Hoffner 1988, 194 zeigen, dass „it was either a phenomenon which restricted vision (such as a dense thicket or undergrowth, or mist, fog, or cloud) or that it was a magical 'river of forgetfullness' like the river Lethe of the Orphic conception“.

Polvani 2005, 619ff. Vermutet hingegen, dass die Metapher des ersten Teils nicht mit der Unterwelt verbunden ist, sondern eine „upside-down“ Welt beschreibt, deren Ursache das Verschwinden einer Gottheit wäre. Polvani schlägt einen Zusammenhang mit KBo 26.1361 vor. Es handelt sich um eine Version des Verschwindens des Sonnengottes, nach der Tiere und Männer ihren Verstand verlieren2. So ist der Ausdruck aššu akuwatar=mit in Rs. III 5 nach Polvani ein Hinweis, dass CTH 457.7.2 nicht mit der negativ konnotierten Unterwelt in Verbindung zu bringen ist. Das „gute Getränk“ stünde vielmher in Zusammenhang mit einer Gottheit oder mit dem Menschen, der das Ritual ausführt.

Der Text entzieht sich m.E. aufgrund des fragmentarischen Zustandes einer gesicherten Interpretation. Auch der vermutliche Zusammenhang mit KUB 43.60 bleibt unsicher. In den wenigen erhaltenen Zeilen fehlt von „der Seele“ jede Spur. Der durch das Wort tenawa- hergestellte Bezug zu KBo 22.178 (+) KUB 48.109 und KUB 43.60 genügt einer Zuweisung zu dieser Komposition nicht. Auch bleibt die Bedeutung des Wortes tenawa- sowohl in KUB 43.60 (Vs. I 34) als auch in Bo 3188 (Vs. I 6') unklar. Die Verbalform paimi „ich gehe“ legt die Annahme eines Ortes nahe. Ob dieser Ort ein Fluss ist, muss offen bleiben, und damit ist auch ein Vergleich mit dem Fluss Lethe der orphischen Überlieferung höchst spekulativ.

Auch die obengenannte Parallele zur mesopotamischen Literatur lässt nicht mit Sicherheit auf einen unterirdischen Kontext schließen.

Zeitlich scheint es angemessener, diesen Text – Polvani folgend – als Mythenfragment zu betrachten.

© Universität Mainz – Institut für Ägyptologie und Altorientalistik

1

Vgl. Edition in Polvani 1991, 69-75 und E. Rieken et al. (ed.), hethiter.net/: CTH 370.I.1 (ohne Übersetzung).

2

Vgl. KUB 33.70 Vs. II 14'ff. (CTH 335), in der eine ähnliche Sequenz mit dem Verb kanešš- auftritt, aber im Gegensatz ist sie nicht in negativem Sinn wiedergegeben, weil die Tiere zwischen einander sich erkennen.


Editio ultima: 2012-12-19






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